Dicke Luft in Schulräumen

Wer jemals ein Aquarium hatte, weiß: Die Gesundheit der Fische hängt entscheidend von der Qualität des Wassers ab. Was leicht einzusehen, vielen Menschen aber nicht bewusst ist: Für Kinder in Schulen hat die umgebende Luft eine ähnlich große Bedeutung - schlechte Luft macht krank und knabbert zudem an der Leistungsfähigkeit. 

 

Dabei geht es bei der Luft in Schulräumen nicht nur um Chemikalien und giftige Ausdünstungen, zum Beispiel von Möbeln oder Teppichen: Entscheidend ist auch der Gehalt von Kohlendioxid (CO2) in der Raumluft. CO2 ist in der in Innenräumen gefundenen Konzentration selbst nicht giftig, jedoch ein ausgezeichneter Indikator für zahlreiche flüchtige Substanzen und Geruchsstoffe, die der menschliche Körper abgibt.

 

Dass hohe CO2-Konzentration ein Hinweis für schlechte Luft ist, ist keine neue Erkenntnis. Die grundlegenden Forschungen betrieb der Hygieniker Max von Pettenkofer bereits Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Mehr als ein Promille CO2, heute sagt man: 1.000 ppm ("Parts per million"), sollte hygienische Luft in Aufenthaltsräumen nicht haben, schrieb Pettenkofer 1858. Steigt der CO2-Gehalt an, nehmen Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Unwohlsein schnell zu. Und "Menschliche Gerüche" hielten sich länger, schrieb Pettenkofer - wer je sein Kind mittags von der Schule abgeholt hat, kennt den Geruch, der einem aus dem Klassenzimmer entgegenschlägt, und weiß, was er gemeint haben muss.

 

Wo es viel CO2 gibt, werden auch besonders viele Keime gefunden. Untersuchungen zeigen, dass bei schlechter Lüftung die Ansteckungsgefahr deutlich ansteigt. Gut gemeinte Ratschläge wie die Aufforderung besser zu lüften gehen ins Leere, da in modernen fugendichten Räumen etwa alle 15 Minuten gelüftet werden müsste, um ausreichend Frischluft zuzuführen. Ganz zu schweigen von Klassenräumen an dicht befahrenen Straßen oder Klassenzimmern an kalten Wintertagen, Situationen, in denen erfahrungsgemäß gar nicht gelüftet wird.

Wo auch immer in österreichischen oder deutschen Klassenräumen die Luftqualität gemessen wurde, waren die Ergebnisse erstaunlich schlecht. Ein Mitgrund ist der, dass Gebäude aus energetischen Gründen immer luftdichter gebaut werden, ohne dass für einen hygienisch ausreichenden Luftwechsel gesorgt wird. In einer Studie des UBA gemeinsam mit dem IBO und dem Institut für Umwelthygiene/Meduni Wien  („LuKi"-Studie) entsprach kein einziger geprüfter Klassenraum den Mindestvorgaben der Richtlinie zur Bewertung der Innenraumluft des BMNT/ Österreichische Akademie der Wissenschaften in Bezug auf CO2. Auch die Österreichische Ärztekammer warnt vor zu schlechter Luft in Schulen.

 

Durch schlechte Luft in Klassenzimmern können unsere Kinder nicht die gewünschte Leistung erbringen und setzen sich einem deutlich erhöhtem Risiko aus, Infektionen zu bekommen.

 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Bau von Schulklassen ohne mechanischer Lüftungsanlagen nicht nur den Vorgaben der Bauordnung widerspricht, sondern auch ohne Inkaufnahme deutlicher Leistungsverluste unmöglich ist. All das muss nicht sein: Durch den Einbau einer Hybridlüftung (Mischung aus Fensterlüftung und Komfortlüftung) wird ausreichend Frischluft zu- und Schad- und Geruchsstoffe werden abgeführt.

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