Raumluftmythen und Aufklärung

Über Raumluft, gesundes Bauen und Wohnen gibt es unzählige Meinungen, Stories und Halbwahrheiten. Im Internet ist alles zu finden, aber nur selten eine befriedigende Antwort!


Wenn viele Menschen im Raum sind, fehlt der Sauerstoff! Falsch. Sauerstoff ist immer genug vorhanden, nämlich etwa 21%. Wenn davon ein bisschen veratmet wird, ist immer noch mehr als genug vorhanden. Mit dem Sauerstoff eines gut luftgedichteten Wohnzimmers (20 m² mit 2,6 m Raumhöhe) könnten drei Personen mehrere Tage auskommen. Die CO2-Belastung beträgt aber schon nach 2 Stunden mehr als 1.000 ppm (österreichischer Richtwert für Räume, die zur Regeneration dienen). CO2 selbst ist zwar in den in Räumen gemessenen Konzentrationen nicht gefährlich, erhöhte Konzentrationen zeigen Gerüche an und vermindern stark die Leistungsfähigkeit.

Bei schlechter Lüftung steigt vor allem die Konzentration der vom Menschen abgegebenen flüchtigen Luftinhaltsstoffe (hauptsächlich VOC und VVOC - (very) volatile organic compounds wie Aceton etc.). VOCs machen müde und erzeugen mit Geruchsstoffen die typische Wahrnehmung nach "abgestandener Luft". 


Ein Haus muss atmen können!

Abbildung: Luftwechsel in einem undichten Haus

Meistens falsch interpretiert. Wenn damit gemeint ist, dass die Wände aufnahmefähig für Luftfeuchte (offenporig) sind, dann stimmt die Aussage. Oftmals wird aber geglaubt, dass eine gewisse Luftdurchlässigkeit der Wandkonstruktion oder der Fenster gegeben sein sollte oder sogar wünschenswert sei. Dieses wäre jedoch fatal. Dieser Mythos kommt aus dem Fehlschluss, dass eine starke, luftdichte Wärmedämmung (meist aus Polystyrol) für unhygienische Innenluft verantwortlich ist. 

 

Abgesehen davon, dass diese "Atmungsfähigkeit" extrem vom Außenklima abhängen würde, führen luftdurchlässige (falsch ausgeführte) Konstuktionen zu:

 

Eine derart "atmende Wand" stellt daher einen Baumangel dar. Frischluft kann und sollte in modernen Häusern durch eine Komfortlüftungsanlage bereitgestellt werden.


Ich kann nicht lüften, weil die Luft draußen so schlecht ist!

Verständlich, aber meist falsch. Jeder Kubikmeter Luft, den Sie innen einatmen, stammt letztendlich von draußen. Bei sehr starken momentanen Belastungen (z.B. eine Baustelle) durch Stäube kann ein geschlossenes Fenster helfen, diese weitgehend draußen zu halten, bei flüchtigen Stoffen wie Verkehrsabgasen hilft dies nicht. Wenn Sie die Fenster nicht öffnen, dann haben Sie wahrscheinlich einen unhygienisch geringen Luftwechsel und ein Problem durch Ihre eigenen Ausgasungen. 

 

Eine Lösung bei dichtbefahrenen, lauten Straßen ist der Einbau einer Komfortlüftungsanlage mit einer Außenluftansaugung im hinteren Bereich des Gebäudes. Sie bekommen dadurch ausreichende Mengen von zumindest etwas besserer Luft in die Räume.


Wenn ich mein Haus dämme, lebe ich in einem "Plastiksackerl"!

Psychologisch verständlich, aber raumlufthygienisch ohne Bedeutung. Meist wird geglaubt, dass eine Außendämmung Einflüsse auf die Innenraumluft hat, was jedoch nicht der Fall ist (siehe auch Mythos: Atmungsfähigkeit der Wand). Wahr ist, dass bei aufsteigender Feuchte eine dichte Außendämmung oft die Feuchte an den Innenwänden ansteigen lässt, was zu Schimmelgefahr führt. In diesem Fall hätte man eine Horizonalabdichtung einführen müssen.

 

Uns umgeben so viele Kunststoffe in viel unmittelbarerer Nähe, dass die Außendämmung keine Rolle spielt, Schadstoffe werden jedenfalls nicht ins Hausinnere übertragen. Wenn man aus ökologischen Gründen andere Dämmmaterialien als Polystyrol wählt, steht eine breite Palette von Steinwolle bis Kork zur Verfügung.

 

Wenig intelligent wäre es, vom Dämmen abzuraten: eine Außendämmung spart schon in wenigen Jahren mehr Energie, als sie bei der Produktion verbraucht hat!

 


Schimmel wächst durch die Wand!

Abbildung: Schimmelbefall und beschädigter Verputz

Fast immer falsch. Obwohl es theoretisch Situationen geben kann, bei denen Schimmel durch die Wand wächst, läuft die Schimmelentstehung nahezu immer anders ab. Die immer in der Innenraumluft vorhandenen Schimmelsporen lagern sich nämlich vom Raum her an Wände an und beginnen dann auszukeimen, wenn die Wand feucht ist und auf ihr Nährstoffe in Form von Verunreinigungen vorhanden sind. Das kann abhängig von vielen Faktoren wie pH-Wert der Wand, Temperatur etc. unterschiedlich lange dauern. Irgendwann wird dann das gefärbte Mycel als "Schimmelbefall" sichtbar. Bei Putzschäden kann der Schimmel mitunter in die obersten Schichten der Wand eindringen, im Mietrecht wäre dann ein "Ernster Schaden des Hauses" gegeben.

In sehr seltenen Fällen kann es bei sehr porösen Wänden im Wandinneren zu mikrobiellem Wachstum kommen, an dem auch Actinomyceten beteiligt sein können.

 

Die Sanierung von Schimmelschäden erfolgt daher oberflächlich mechanisch von der Wandinnenseite aus, bei starken Verputzschäden oder alten Schäden (Geruch!) muss dieser entfernt werden. Ein Desinfizieren (Vernebeln von Wirkstoffen) ist nicht erforderlich, dies wäre meist sogar kontraproduktiv.


Ethanolöfen geben keine Emissionen an die Innenraumluft ab

Völlig falsch. Ethanolöfen ohne Abzug und Kamin geben nicht nur CO2 und Wasser in den Innenraum ab, wie die Produzenten gerne behaupten, sondern eine nicht ungeträchtliche Menge an gesundheitsschädlichen, teils krebserzeugenden Substanzen wie Formaldehyd und Benzol.  wie jüngst eine Studie der IBO Innenraumanalytik OG gezeigt hat.

 

Ethanolöfen eignen sich daher nicht für Innenräume und sollten nur bei geöffnetem fenster betrieben werden. Als Alternative eignen sich Öfen mit Abzug/Kamin.

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